Lebenswelten von Menschen mit Migrationserfahrung und Demenz

Lebenswelten von Menschen mit Migrationserfahrung und Demenz

von: Olivia Dibelius, Erika Feldhaus-Blumin, Gudrun Piechotta-Henze

Hogrefe AG, 2015

ISBN: 9783456955469

Sprache: Deutsch

224 Seiten, Download: 2726 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Lebenswelten von Menschen mit Migrationserfahrung und Demenz



2 Versorgungsstrukturen für Menschen mit Demenz in der Türkei (S. 35-36)

Türkan Yilmaz und Deniz Pamuk1

Einführung

Die Zahl der älteren Menschen nimmt auch in der Türkei zu. Bei einem Vergleich der demografischen Entwicklung mit europäischen Ländern fällt auf, dass die Türkei zwar noch eine junge Bevölkerung hat, betrachtet man aber die Daten des Statistischen Amtes der Türkei, zeigt sich auch, dass ein rapider Anstieg der Älteren zu verzeichnen ist.

Während 2007 die Einwohnerzahl der Türkei bei 70,5 Millionen lag, stieg sie im Jahre 2013 auf 76,5 Millionen an. 2007 lag die Zahl derer, die 65 Jahre und älter waren, bei 5 Millionen, 2013 lag sie bei 6 Millionen In 6 Jahren nahm die Bevölkerung um 6,5 Millionen zu; 1 Million davon machen allein die Menschen aus, die 65 Jahre und älter sind (TÜIK, 2013)2. Der Bevölkerungszuwachs ist demnach nicht auf die Neugeborenen zurückzuführen, sondern auf die Generation 65+. Die 6 Millionen Menschen, die in der Türkei im Jahre 2013 65 Jahre und älter waren, machten 9 % der türkischen Gesamtbevölkerung aus. Da die Bevölkerung insgesamt weiterhin wächst, blieb der «versteckte Alterungsprozess» trotz Anstieg des prozentualen Anteils der alten Menschen an der Gesamtbevölkerung, vorerst unbemerkt. Im Jahre 2050 wird die Gesamtbevölkerung voraussichtlich ca. 86 Millionen Personen betragen. Der Anteil der über 65-Jährigen wird dann aller Wahrscheinlichkeit nach von derzeit ca. 8 % auf ca. 19 % ansteigen (TÜIK, 2013). Alle diese Prognosen zeigen, dass die Türkei im Jahre 2050 mit unter den Ländern sein wird, die die älteste Bevölkerung der Welt haben (Arun, 2014: 3).

Es gibt nur sehr wenige Informationen über die Verbreitung und Verteilung von demenziell erkrankten Menschen in der Türkei. Statistische Daten sind primär über Menschen mit Behinderung zu finden, über die von der Alzheimer-Krankheit und anderen Formen von Demenz betroffenen Personen existiert keine statistische Datenbasis (Tufan, 2011: 19). Auf Landesebene gibt es keine Studien zu diesem Thema. Informationen beruhen auf Arbeiten, die in einigen Städten durchgeführt worden sind und auf deskriptiven Statistiken basieren (Bulut, Ekici, Polat ve digerleri, 2002; Arslantas ve digerleri, 2009; Harmanci ve digerleri, 2003; Keskinoglu ve digerleri, 2006; Gurvit ve digerleri, 2008).

Die Notwendigkeit für ein öffentliches Bewusstsein steigt mit jedem Tag, dennoch sind Bemühungen rund um die ständig wachsenden Bedarfe für Menschen mit Demenz bislang nur von bestimmten Einrichtungen und Verbänden zu verzeichnen. In diesem Kapitel wird vor allem das Erbringen von Pflege und Pflegeleistungen beleuchtet und es werden Projekte dargestellt und wissenschaftliche Untersuchungen analysiert.

Die Begriffe «Alzheimer» und «Demenz» werden in der türkischen Sprache oft synonym gebraucht, obwohl die Alzheimer-Krankheit eine Demenzform ist. In diesem Kapitel wird, sofern nicht explizit differenziert, die synonyme Begriffsverwendung beibehalten.

Demenz in der Türkei: ein Überblick

In der Pressemitteilung vom 21. September 2014 hat die Psychiatrische Vereinigung der Türkei erklärt, dass die Türkei für die erforderlichen Versorgungsbedürfnisse der schnell wachsenden älteren Bevölkerung nicht gerüstet ist. Laut dieser Erklärung wird im Rahmen einer Diagnose die erste Stufe der «Krankheit im Alter» beurteilt, in der fortgeschrittenen Phase von Auffälligkeiten wird dann von «Demenz» gesprochen (TPD3, Abteilung Geriatrische Studien, 2014).

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