Aquatraining - Gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme

Aquatraining - Gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme

von: Jeannette Hahn, Andreas Hahn

Meyer & Meyer, 2012

ISBN: 9783840325571

Sprache: Deutsch

216 Seiten, Download: 23881 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Aquatraining - Gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme



3 Voraussetzungen für Flach- und Tiefwassertraining


Nahezu jeder Mensch ist in der Lage, Wasserprogramme für die Förderung seiner Gesundheit und Fitness zu nutzen. Sogar Teilnehmer mit Handicaps, Übergewicht und geringen physischen Voraussetzungen können uneingeschränkt und unmittelbar in diesen Programmen betreut werden. Selbst Nichtschwimmer üben erfolgreich unter Tiefwasserbedingungen. Dies schließt aber keineswegs aus, dass sich im Medium Wasser eine leistungsorientierte Fitness ausprägen lässt.

Aus den folgenden drei zentralen Fragen ergeben sich die notwendigen Voraussetzungen für das Aquatraining:

Warum kann der Mensch schwimmen?


Ein Körper schwimmt, wenn seine Dichte geringer als die des Wassers ist. Die Dichte des menschlichen Organismus beträgt ca. 1,0 g/cm3 und ähnelt der des Wassers. Folglich sind natürliche Voraussetzungen für die Schwimmfähigkeit des Menschen gegeben. Die Gewebestruktur (Muskulatur, Knochen- und Fettgewebe) bestimmt die individuelle Dichte und damit die Wasserlage jedes Menschen. Frauen verfügen durchschnittlich über einen geringeren Wert als Männer.

Unmittelbar ist die Dichte des menschlichen Organismus nur durch die Atmung beeinflussbar. Während der Einatmung wird die Dichte geringer und der Körper steigt im Wasser. Dagegen sinkt er während der Ausatmung nach unten.

Wie verhält sich der menschliche Körper im Wasser?


Die Körperlage des Menschen im Wasser wird einerseits durch die Schwerkraft, welche am so genannten Körperschwerpunkt angreift und andererseits durch den Auftrieb, welcher am Volumenmittelpunkt ansetzt, bestimmt. Dies stellt besondere Anforderungen an die Gleichgewichtsfähigkeit. Durch die entgegengesetzte Wirkungsrichtung dreht sich der Mensch, bis er eine stabile Lage erreicht. Der Volumenmittelpunkt befindet sich auf Grund anatomischer Gegebenheiten im Brustkorbbereich und der Körperschwerpunkt dagegen im Hüftbereich. Die Distanz zwischen beiden Punkten bestimmt das Drehmoment in der horizontalen Lage und führt naturgemäß zum Absinken der Beine. Eine stabile Lage ist erreicht, wenn sich der Körperschwerpunkt unter dem Volumenmittelpunkt (Abb. V 1) befindet.

Abb. V 1: Körperlage

Wodurch werden Antriebskräfte, vor allem an den Händen, zur Vorwärtsbewegung und Stabilisierung des Körpers erzeugt?


Um diese Frage zu beantworten, ist die Interpretation von zwei physikalischen bzw. hydrodynamischen Theorien notwendig.

Widerstandserzeugung

Wird von einem Körperteil eine Kraft im Wasser durch aktive Bewegungen erzeugt, so produziert sie eine entsprechend gleich große, entgegengesetzte Reaktionskraft.

Mit dieser Theorie werden die Schwimmbewegungen ähnlich wie das Laufen oder Springen erklärt. Die Kraft wird entgegen der Schwimmrichtung erzeugt und hängt von der Größe des Widerstandes ab. Der Schwimmtrainer hilft oftmals seinen Athleten mit der Formulierung: „Drücke oder stoße dich vom Wasser ab.”

Das Liftprinzip

Durch Druckdifferenzen an einem angeströmten Körper entsteht eine Querkraft (Liftkraft nach dem Physiker Bernoulli). Folglich ist dieses Bernoulli-Prinzip ebenso auf die menschliche Bewegung im Wasser übertragbar. Man stelle sich die Handbewegung während des Brustschwimmens vor, bei der kaum eine Bewegung entgegengesetzt zur Schwimmrichtung erfolgt. Die Handbeschleunigung verläuft überwiegend, zur Körpermitte bezogen, auswärts bzw. einwärts. In Abhängigkeit vom Anstellwinkel der Hand wird somit der Vortrieb primär über eine Liftkraft erzeugt.

Für das Schwimmen und Bewegen im Wasser gilt daher, dass sich die resultierende Kraft aus Widerstand und Lift ergibt. Die Einflussgröße jeder Komponente hängt vor allem von der Handstellung und ihrer Bewegungsrichtung ab. Schwung-, Dreh- und Stoßbewegungen lassen sich in beliebiger Richtung ausführen und beanspruchen verschiedene Muskelgruppen.

Vielfältige Bewegungserfahrungen müssen gesammelt werden, da letztendlich die optimale Handstellung weniger über die rationale Ebene, sondern mehr über ein ausgeprägtes Wassergefühl gefunden wird (siehe Abb. V 12).

Aus diesen drei zentralen Bereichen ergibt sich, dass in den ersten Stunden folgende Kompetenzen vermittelt werden:

  • Wassergewöhnung.
  • Unterschiedliche Körperpositionen mit und ohne Aktivität der Hände, mit und ohne Auftriebshilfen, im Tief- und Flachwasser sicher zu beherrschen (Gleichgewicht in der Ruhe und in der Bewegung).
  • Vermittlung der Fortbewegung durch Hand- und Beinbewegungen.
  • Standardbewegungen des Aquatrainings.
  • Änderungen der Bewegungsrichtung.

3.1 Wassergewöhnung


Während des Aufenthalts im Wasser müssen Reflexe und Bewegungsmuster des Menschen umgestellt und den spezifischen Gegebenheiten angepasst werden. Das klassische Konzept der Wassergewöhnung umfasst das Tauchen, Gleiten, Atmen, Auftreiben und Springen (Wilke & Daniel, 1996).

Aquatraining kann spontan und ohne größere Vorbereitung erfolgen, wenn das Übungsgut im Flachwasser in stehender Position durchgeführt wird.

Weiterführende Programme im Tiefwasser oder mit wechselnder Körperlage müssen vorbereitet werden. Im Sinne einer komplexen Durchführung des Aquatrainings im Fitnessbereich ist das Ausatmen in das Wasser für einige Übungen wichtig.

Abb. V 2-3: Atmen ins Wasser

Die Dichte des Wassers erschwert diesen Prozess. Obwohl der hydrostatische Druck die Komprimierung des Brustkorbs während der Ausatmung unterstützt, ist insgesamt diese Phase schwieriger als an Land auszuführen. Die sonst fast selbstständig ausströmende Atemluft muss im dichten Medium Wasser aktiv ausgestoßen werden. Häufig wird dadurch der Ausatmungsprozess während des Schwimmens gestört und man ermüdet schneller. Das Erlernen der Ausatmung ins Wasser spielt deshalb eine so große Rolle, weil selbst in der Rückenlage und teilweise im Stehen Wassertropfen und Wellenbewegungen diesen Prozess behindern können. Zusätzlich erschwert der hydrostatische Druck die Einatmung, da der Brustkorb gegen diesen erweitert werden muss.

Das Auftreiben und Gleiten wird für anspruchsvolle Übungen und das Schwimmen geschult.

Abb. V 4: Gleiten

Tauchen und Springen als klassische Elemente der Wassergewöhnung sind im Aquatraining nicht bedeutsam und bedürfen deshalb keiner gezielten Schulung.

Grundübungen für das Ausatmen in das Wasser, die variiert werden können:


  • Am Beckenrand festhalten, über Wasser einatmen, den Kopf nach vorne neigen, bis das Gesichtsfeld im Wasser liegt und ausatmen.
  • Durch das Wasser gehen, die Kniegelenke beugen und gleichzeitig ins Wasser ausatmen.
  • Während des Brustschwimmens mit ausgeprägter Gleitphase bewusst ins Wasser ausatmen.

3.2 Schulung unterschiedlicher Körperpositionen


Es werden verschiedene Körperlagen mit und ohne Aktivität der Hände, mit und ohne Auftriebshilfen, unter Tief- und Flachwasserbedingungen erarbeitet, da nahezu alle Übungen darauf aufbauen.

Flachwasser


Erlernen der aufrechten Haltung bei reduzierter Schwerkraft durch den Auftrieb (siehe Abb. V 5)

Abb. V 5: Aufrechte Körperhaltung

Abb. V 6: Schultertiefes Stehen

Abb. V 7: Ausgleichendes einbeiniges Stehen (Gleichgewicht)

Während der sitzenden Position im Wasser sind Hüft- und Kniegelenke gebeugt, sodass schultertief eingetaucht werden kann. Die Arme liegen gestreckt auf der Wasseroberfläche, während die Fußsohlen auf dem Beckenboden stützen (Abb. V 8).

Abb. V 8: Sitzende Position

Tiefwasser


Ein zentrales Anliegen der Wasserprogramme unter Tiefwasserbedingungen besteht in der Vermittlung der unbegrenzten Bewegungsfreiheit.

Die allgemeinen Bewegungserfahrungen im Wasser sind durch das Schwimmen mit der horizontalen Körperlage verbunden. Aquatraining dagegen findet primär in der vertikalen Position statt. Unter diesen Bedingungen das Gleichgewicht zu halten, ist häufig mit einer neuen Bewegungserfahrung verbunden und muss erlernt werden. Gleichgewichtsübungen finden in Ruhe, während der Arm- und Beinbewegungen und bei der Verwendung von Auftriebskörpern, vor allem an den Füßen, statt. Sie bilden gleichzeitig das Fundament für die Koordinationsschulung (Kap. 6).

  1. Verlagerung von der Bauch-, Rücken- und Seitlage zur senkrechten Körperposition.
  2. Zwischen zwei Auftriebs- oder an einem Auftriebskörper hängen (siehe Abb. V 10).
  3. Auf einem Auftriebskörper sitzen.
  4. Auf einem Auftriebskörper sitzend, sich vor- und rückwärts bewegen.
  5. Auf einem Auftriebskörper stehen.
  6. Auf einem Auftriebskörper sich stehend vor- und rückwärts bewegen.
  7. Wassertreten: (Diese Technik verleiht dem Teilnehmer die Sicherheit, in der vertikalen Position den Kopf über Wasser zu halten.)
  8. Erlernen von verschiedenen Ausgangsstellungen am...

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