Wechseljahre - was muss ich wissen, was passt zu mir? - Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien

Wechseljahre - was muss ich wissen, was passt zu mir? - Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien

von: Maria Beckermann

Hogrefe AG, 2020

ISBN: 9783456959870

Sprache: Deutsch

232 Seiten, Download: 8919 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Wechseljahre - was muss ich wissen, was passt zu mir? - Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien



3 Woher weiß ich, dass ich in den Wechseljahren bin?

Der eine Faktor ist das Alter. Bei den meisten Frauen hören die Blutungen zwischen 45 und 55 Jahren auf. Wenn Sie also in dieser Altersgruppe sind und die Blutungen unregelmäßig werden oder gleich aufhören, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie in den Wechseljahren sind. Wenn dann noch die typischen Hitzewallungen hinzukommen, brauchen Sie keine Ärzt*in und keinen Test, um zu wissen: Hey! Das sind die Wechseljahre!

Eine andere mögliche Ursache für das Ausbleiben der Blutungen ist eine Schwangerschaft. Sie können schwanger werden, solange Sie Blutungen haben (vgl. Kap. 4). Auch wenn Schwangerschaften bei Frauen über 45 Jahren selten sind, ist es wichtig, diese Möglichkeit nicht auszublenden.

Hormonell bedingte Krankheiten treten bei Frauen über 45 Jahren selten neu auf. Sie zeigen sich meistens schon, wenn Frauen jünger sind. Etwa 1 % der Frauen sind unter 40 Jahre, wenn sie in die Wechseljahre kommen. Dann spricht man von vorzeitigen Wechseljahren (vgl. Informationen für Frauen mit vorzeitigen Wechseljahren in Teil 2 und Teil 3). Sie kündigen sich an durch unregelmäßige oder ausbleibende Blutungen, meistens kommen Hitzewallungen hinzu. Man kann sie durch einen bzw. zwei Hormontests (FSH = Follikelstimulierendes Hormon) im Abstand von 4-6 Wochen feststellen. Das Problem ist, dass beispielsweise bei einer 30-jährigen Frau mit ausbleibender Blutung niemand an Wechseljahre denkt und deswegen keine FSH-Bestimmung durchgeführt wird. Dadurch wird die Diagnose oft verzögert. Über die Behandlung vorzeitiger Wechseljahre erfahren Sie mehr in Teil 3 des Buchs.

Hormonspiegel Viele Frauen glauben, dass sie einen „Hormonspiegel“ (also eine Bestimmung der Hormonkonzentrationen im Blut) brauchen, um die Wechseljahre zu diagnostizieren, und in manchen ärztlichen Praxen wird er auch gerne – meist als IGELeistung – verkauft. Das Geld können Sie sich sparen. Er sagt Ihnen nichts, was Sie nicht sowieso schon wissen. Zum einen schwanken Hormonwerte - der „Hormonspiegel“ von heute kann also nächste Woche schon veraltet sein. Zum anderen sagen die Werte nichts über die Zukunft aus. Viele Frauen möchten wissen, was sie in den Wechseljahren erwartet. Aber einen Test, der einem darüber Auskunft geben könnte, gibt es ebensowenig wie einen „Alterstest“. Außerdem hat ein „Hormonspiegel“ keinerlei Konsequenzen: Wie auch immer Ihre Werte ausfallen - davon ist nicht abhängig, ob Sie Hormone nehmen sollten oder nicht. Diese Entscheidung ist nur davon abhängig, wie es Ihnen geht. Machen Sie also nie einen Test, ohne bei der Ärzt*in nachzufragen, warum er gemacht werden soll und welche Konsequenzen er hat. Also: Erst informieren und überlegen – dann untersuchen lassen!

Sie fragen sich vielleicht, welche Nachteile denn die Bestimmung eines Hormonspiegels für Sie haben könnte.

Beispiel 1: Eine Frau möchte wissen, ob sie noch verhüten muss. Sie lässt einen Hormonspiegel machen. Der Test ergibt, dass der FSH-Wert erhöht ist. Im Laborbericht steht, dass das mit den Wechseljahren zusammenhängen kann. Die Frau schließt daraus, dass sie nicht mehr verhüten muss. Das kann ein folgenschwerer Irrtum sein.

Beispiel 2: Eine 48-jährige Frau fühlt sich nicht gut. Sie kann nicht gut schlafen, schwitzt nachts viel und ist tagsüber müde und reizbar. Ihre Menstruationsblutung ist überfällig. Sie fragt sich, ob das Anzeichen der Wechseljahre sind und ruft bei der Frauenärztin an. Sie bekommt einen Termin in 4 Wochen. Inzwischen haben die Beschwerden etwas nachgelassen, die Blutung ist auch gekommen. Sie möchte trotzdem einen Hormonspiegel machen lassen. Das Ergebnis zeigt ganz normale Werte: Keine Spur von Wechseljahren. Aber auch das ist ein Trugschluss. Wäre der Hormonspiegel 4 Wochen zuvor gemacht worden, wären die FSH-Werte vielleicht erhöht gewesen. Durch das Laborergebnis ist sie nun eher verwirrt, weil sie ihre Körperempfindungen nicht einordnen kann und sich Sorgen macht.

Es gibt Situationen, in denen Hormonuntersuchungen wichtig sind, z. B. wenn die Wechseljahre sich ungewöhnlich früh ankündigen. Dann ist es wichtig, vorzeitige Wechseljahre von anderen Hormonstörungen zu unterscheiden, um eine angemessene Behandlung einleiten zu können.

Frauen, deren Gebärmutter entfernt wurde, möchten vielleicht wissen, ob sie in den Wechseljahren sind, weil sie es anhand einer Blutung nicht merken können. Aber auch dann hätte ein Test keine Konsequenzen und ist damit überflüssig. Sie können ihren hormonellen Status selbst wahrnehmen, wenn sie Hitzewallungen haben.

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