Sieht die Zukunft alt aus? - Den Demografischen Wandel meistern

Sieht die Zukunft alt aus? - Den Demografischen Wandel meistern

von: Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Martin Schmidt, Clemens Neumann

vorwärts buch, 2013

ISBN: 9783866020405

Sprache: Deutsch

92 Seiten, Download: 1011 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Sieht die Zukunft alt aus? - Den Demografischen Wandel meistern



Zukunftslust statt Zukunftsfrust
Kennen Sie die Cevennen? Die Cevennen liegen in Frankreich. In die Cevennen fährt man, wenn man eine Vision hat oder wenn man wandern will. Stellen Sie sich also vor, Sie ziehen durch die grünen Täler, machen sich die Mühe eines Aufstieges auf 1300 Höhenmeter und die einzigen Lebewesen, die sie treffen, sind ein paar heimische Wanderschafe mit ihrem Wanderschäfer. Dann, nach einem heißen Tag, ermüdet und erschöpft, biegen Sie um eine Ecke und sehen ein Dorf. Sie denken: Dorf, Menschen, Gastfreundschaft, etwas zu trinken, etwas zu essen. Aber Pustekuchen: Das Dorf ist leer. Kein einziger Mensch, ein Geisterdorf, wie Sie es bisher nur aus Wildwestfilmen kannten. Die Fachbezeichnung dafür heißt "Wüstungen". Der Begriff trifft den Nagel auf den Kopf. Ich habe sofort einen Platz vor Augen, an dem einfach überhaupt gar nichts mehr Nutzbares ist.
Wenn ich mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern über den Demografischen Wandel und seine gesellschaftlichen Auswirkungen diskutiere, erschrecke ich darüber, dass genau dieses Bild in vielen Köpfen herumspukt. Ein Brandenburg, in dem zwar Wölfe leben, aber keine Menschen mehr. Der Ortskern verfällt, Leerstände, wohin das Auge blickt, das letzte Geschäft gibt gerade auf, kein Kindergelächter mehr, weil es kaum noch Kinder gibt. Ein Berlin, das mit dem Zuzug von immer mehr Menschen überfordert ist.

Das ist Demografischer Wandel in den Köpfen vieler Menschen und so wird er auch von der Politik häufig als ganz großes Drama an die Wand gemalt. Rente: Gibt es nicht mehr. Weil keiner mehr Beiträge zahlt. Krankenversicherung gibt es nur noch vereinzelt, ist aber auch nicht schlimm, denn es gibt auch nur noch vereinzelt Ärzte. Der Wirtschaft geht mit viele Alten und wenigen Jungen die Luft aus. Die Mehrheitsentscheider der Zukunft sind grauhaarig und deshalb fallen die Interessen der Jüngeren unter den Tisch.
Wenn ich solche Horrorszenarien höre, atme ich erst einmal kräftig durch. Das sollten Sie auch tun. Nein, es ist nicht alles gut, aber Bange machen gilt nicht. Viele dieser Szenarien sind maßlos übertrieben oder vereinseitigt. Manche Politiker nutzen solche Ängste, um eine bestimmte Sparpolitik als alternativlos darzustellen. Auch Populisten bevorzugen diese Szenarien. Denn an Unsicherheiten und Ängsten können sie mit ihren Ideologien besonders gut anknüpfen.

Ich möchte, dass wir uns den Herausforderungen stellen und die Chancen des Demografischen Wandels für gesellschaftliche Modernisierungen nutzen.
"Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern und die anderen Windmühlen" (chinesisches Sprichwort). Wer möchte, dass sich nichts ändert, wer also im Wortsinn konservativ ist, der baut Mauern, um sich vor dem Wind des Wandels zu schützen. Damit soll ein vermeintlich ideales Gestern gewahrt werden. Von denjenigen, die Schutzmauern bauen wollen, höre ich häufig: "Damals war die Welt noch in Ordnung, da haben die Ehen gehalten, Kinder waren selbstverständlich, und Männer und Frauen kannten ihre jeweilige Rolle". Das sind diejenigen, die lieber die Institution Ehe steuerlich fördern als das Zusammenleben mit Kindern. Das sind diejenigen, die frühkindliche Bildung als alleinige Aufgabe der Eltern betrachten. Das sind diejenigen, die kein Problem damit haben, dass vielerorts Betreuungsangebote für Kinder fehlen und ein Elternteil deshalb seine Erwerbstätigkeit und damit verbunden berufliche Perspektiven aufgeben muss.

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